Friedensdorf Oberhausen

Friedensdorf Oberhausen

Friedensdorf Oberhausen

Ein Friedensdorf – für die Kinder der Kriege unserer Zeit

Wer kennt es nicht: Dieses symbolträchtige Bild? Kim Phuc, nackt und verbrannt, floh am 08. Juni 1972 aus ihrem von Napalmbomben getroffenen Dorf in Vietnam. Ihr Bild ging um die Welt als „kriegsanklagende Ikone“.

Wer kennt es schon: Das Friedensdorf in Oberhausen, wo solche Kinder eine vorübergehende Heimat finden, wo sie wieder lernen in Frieden zu leben, zu lachen und zu spielen. Wo sie physisch und psychisch wieder aufgerichtet werden. Das Friedensdorf ist für sie ein Ort der Freude und der Hoffnung. Hier dürfen sie ein bis zwei Jahre verweilen, Mut und Zuversicht schöpfen, bevor sie wieder in ihre Heimat und in ihr zu Hause zurückkehren. Viele von ihnen wachsen zu Botschaftern des Friedens heran. Auch Kim Phuc schöpfte hier Kraft, nach ihren zahlreichen schweren Hauttransplantationen. Heute lebt sie als glückliche Mutter von zwei Kindern in Kanada.

Begonnen hat alles 1967. Im Zuge des heraufziehenden Nahostkrieges entschloss sich ein kleiner Kreis Oberhausener Bürger, den zu erwartenden schwächsten Opfern dieses Krieges eine vorübergehende Bleibe zu schaffen. Sie gründeten kurz entschlossen die „Aktion Friedensdorf e.V. und nach einem unerwartet großen Mitglieder- und Spendenzufluss konnten in einfacher Plattenbauweise zwei kleine Wohnblocks, ein Therapie- , ein Kantinen- und ein Versorgungsgebäude errichtet werden. Das Grundstück spendeten die Hüttenwerke Oberhausen. Mit dem Ende des Nahostkrieges war die Mission dieses Friedensdorfes aber leider nicht erfüllt. Bald bestimmte der Vietnamkrieg die weiteren Geschicke des Dorfes und zahlreiche neuen Kriege sollten folgen. Aber - ein einfacher Plattenbau konnte nicht ewig Bestand haben. Nach 30 Jahren musste die Stadt Oberhausen daher ernsthaft den Entzug der Betriebserlaubnis erwägen, der Allgemeinzustand war zu marode geworden. Ein schüchterner Hilferuf aus Oberhausen drang im Jahr 2000 durch zu den deutschen Lions und führte dort zu einem spontanen Beschluss: „Die deutschen Lions machen den Wiederaufbau des Friedensdorfes zu ihrem nationalen Großprojekt“.

Eine Großspendenaktion unter allen Lionsclubs erbrachte schnell knapp 2.0 Mio € und bereits ein Jahr später war Spatenstich. Heute steht dieses Dorf in solider Bauweise, als sicherer Hort für die unschuldigsten Opfer von Kriegen und Krisen. Vier mal im Jahr geht ein Charterflug mit ca. 100 „geheilten“ Kindern zurück in ihre Heimatländer. Viermal im Jahr kommen ebenso viele arme Geschöpfe nach Oberhausen, wo sich die vielen Helferinnen und Helfer immer wieder neu auf die schlimmen Einzelschicksale einstellen. Sie kommen z. Zt. überwiegend aus Afghanistan, aus Angola, dem Kaukasus und nun vermehrt auch aus Serbien. Kinder mit schlimmsten Verletzungen, durch Minen verlorene Gliedmaßen, verbrannte Gesichter, traumatisiert. Wenn ein solcher Hilfsflug meist zur Nacht in Düsseldorf angekündigt ist, dann taucht dieser Flughafen stets in eine Flut gleissenden Blaulichts. Dann ist dort Luftnotlage und ca. 50 Notfallwagen stehen bereit, um die geschundenen Kreaturen sofort in die nächstgelegenen, bereitwilligen Kliniken zu befördern. Ein Bild, das immer wieder erschaudern lässt.

Für viele dieser Kinder ist die Behandlung in Deutschland und der Aufenthalt im Friedensdorf oft genug die letzte Überlebenschance. Strenge Kriterien werden angelegt, um die vorübergehende Trennung von ihren Familien geordnet und zuverlässig zu gestalten.

Das heißt:

1. In der Heimat ist keine erfolgreiche Behandlung möglich,

2. Familien und Heimatländer müssen garantieren, dass die Kinder wieder in ihre Familien zurückkehren können,

3. Soziale Hilfsbedürftigkeit der Familien muss nachgewiesen sein. So befinden sich permanent bis zu 300 Kinder im Dorf. Das Friedensdorf als gemeinnützige und selbsttragende Einrichtung ist ein Vorzeigebeispiel menschenwürdiger Grundeinstellung. Mitgliedsbeiträge und Spenden sowie zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die einzigen Mittel der Existenzsicherung.

Weitere Informationen finden Sie unter:

https://stiftung.lions.de/friedensdorf